Migräne verstehen und behandeln

astrea Apothekenmagazin • 21. August 2025

Was Betroffene wissen sollten

Migräne gehört zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen und betrifft allein in der Schweiz über eine Million Menschen. Frauen leiden im Vergleich zu Männern ungefähr doppelt so häufig daran. Die Altersgruppe der 35- bis 39-Jährigen ist dabei am stärksten betroffen. Doch was steckt hinter den quälenden Kopfschmerzattacken und was hilft wirklich?


Typisch für Migräne sind einseitige, pulsierende bis pochende Kopfschmerzen, die sich bei Bewegung verstärken und häufig mit Licht-, Lärm- oder Geruchsempfindlichkeit einhergehen. Viele Betroffene klagen zusätzlich über Übelkeit, Erbrechen oder Appetitlosigkeit. Die Attacken können Stunden bis Tage andauern. Oft kündigen sie sich durch Symptome wie Müdigkeit, Konzentrationsstörungen oder Stimmungsschwankungen an – die sogenannte prodromale Phase. Danach folgt die eigentliche Schmerzphase, schliesslich eine Erholungsphase, in der ähnliche Beschwerden weiterbestehen können.


Etwa 15 bis 20 Prozent der Migränepatientinnen und -patienten erleben eine sogenannte Aura. Dabei treten vorübergehend neurologische Symptome wie Sehstörungen, Kribbeln oder Sprachprobleme auf – meist 15 bis 60 Minuten vor dem Kopfschmerz. Am häufigsten sind visuelle Beeinträchtigungen wie Flimmern oder blinde Flecken. In seltenen Fällen bleibt der Kopfschmerz aus.


Die genauen Ursachen der Migräne sind bislang nicht vollständig geklärt. Vermutet wird ein Zusammenspiel genetischer Faktoren, neuronaler Prozesse und Entzündungsmechanismen. Der Botenstoff CGRP spielt dabei eine zentrale Rolle. Typische Auslöser (Trigger) von Attacken bei Personen mit einer solchen Migräne-Veranlagung sind Stress, hormonelle Schwankungen, Schlafmangel, unregelmässige Mahlzeiten oder sensorische Reize wie grelles Licht oder bestimmte Gerüche. Es ist aber auch wichtig zu wissen, dass diese Trigger nicht zu jedem Zeitpunkt Migräneattacken auslösen können. Vielmehr muss das Gehirn schon «bereit» sein, damit die Attacken entstehen.


«Wer die eigenen Auslöser kennt, kann Attacken gezielt vorbeugen.»


Hilfe bei akuten Attacken


Die Akutbehandlung der Migräne zielt darauf ab, die Schmerzen und Begleiterscheinungen rasch zu lindern. Zur Verfügung stehen klassische Schmerzmittel (NSAR), spezifische Migränemittel wie Triptane oder Gepante sowie Antiemetika gegen Übelkeit. Entscheidend ist die möglichst frühzeitige Einnahme. Zur Akuttherapie gehören auch praktische, nicht-medikamentöse Methoden, wie zum Beispiel Rückzug und «Powernapping», das Auftragen von Pfefferminzöl oder das Kühlen der Kopfhaut.


Vorbeugen lohnt sich


Wer häufiger unter Migräne leidet, kann mit gezielter Vorbeugung die Häufigkeit und Schwere der Attacken senken. Wichtig sind ein regelmässiger Tagesablauf, ausreichend Schlaf, geregelte Mahlzeiten und Bewegung. Besonders Ausdauersportarten wie Nordic Walking, Velofahren oder Schwimmen haben sich bewährt. Es gibt auch Medikamente zur vorbeugenden Behandlung. Diese lassen sich aktuell in drei Gruppen aufteilen: Eine erste Gruppe bilden die natürlichen Substanzen oder Nahrungsergänzungsmittel, wie Magnesium oder Riboflavin. Diese sind in der Regel sehr gut verträglich. Eine zweite Gruppe bilden die traditionellen oralen Basistherapien, die schon seit vielen Jahren bekannt sind. Diese Substanzen kommen aus anderen Indikationsbereichen wie Bluthochdruck, Depression oder Epilepsie. Sie wirken also ebenfalls auf andere Erkrankungen und haben daher oft Nebenwirkungen. Die dritte Gruppe bilden die sogenannten CGRP-basierten Therapien (CGRP-Antikörper und Gepante), welche spezifisch für die Migräne entwickelt wurden.


Psychische Belastungen ernst nehmen


Menschen mit Kopfschmerzen haben zwei- bis dreimal häufiger psychische Erkrankungen wie Angststörungen oder Depressionen als Menschen, die nicht unter Kopfschmerzen leiden. Umgekehrt können Stress, ungelöste Konflikte oder psychische Erkrankungen die Migräne verstärken. Entspannungsverfahren, psychologische Begleitung oder Schmerzpsychotherapie helfen dabei, besser mit Belastungen umzugehen. Ziel ist es, die Körperwahrnehmung zu verbessern und Strategien gegen Stress und Schmerz zu entwickeln. Wer sich selbst gut kennt und Auslöser ernst nimmt, kann viel zur Stabilisierung beitragen – mit mehr Lebensqualität als Ziel.



Wichtig ist, dass Menschen, die häufig unter Migräne oder anderen Kopfschmerzen leiden, sich an ihren Hausarzt beziehungsweise ihre Hausärztin wenden. Diese/r kann bei der Wahl der Behandlung helfen und entscheiden, ob eine Neurologin oder ein Neurologe herbeigezogen werden sollte. Eine professionelle und individuelle Therapie kann die Kopfschmerzen nicht nur lindern, sondern oftmals auch das Auftreten von Attacken für längere Zeit erfolgreich verhindern. Lassen Sie sich helfen!


Die Schweizerische Kopfwehgesellschaft SKG


Die SKG vereint Spezialärztinnen und -ärzte, Grundversorgerinnen und -versorger und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich mit dem Thema Kopfschmerzen befassen. Sie verfolgt das Ziel, die Forschung, Diagnostik und Therapie von Kopfschmerzen zu fördern und den neuesten Wissensstand an Ärztinnen und Ärzte, Patientinnen und Patienten und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weiterzugeben. migraine friendly workspace – ein Projekt der SKG, das im Rahmen des Swiss Brain Health Plan (SBHP) initiiert wurde. Ziel der Initiative ist, bei Firmen das Bewusstsein für das Phänomen der Migräne zu fördern und ihnen dabei zu helfen, betroffene Angestellte zu unterstützen. Dabei geht es auch um die Sensibilisierung der Nicht-Betroffenen im Betrieb. Wenn eine Firma die Kriterien der SKG erfüllt, erhält sie das e3-Label für migränefreundliche Unternehmen. Der Swiss Brain Health Plan (SBHP) ist eine Initiative der Swiss Federation of Clinical Neuro-Societies (SFCNS), die darauf abzielt, die Gehirngesundheit in der Schweiz über die gesamte Lebensspanne zu fördern und neurologische und psychiatrische Erkrankungen zu verhindern.

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Einst als Mittel gegen die Fleischeslust eingesetzt, hat der Mönchspfeffer heute einen festen Platz in der Behandlung von Frauenleiden. In der griechischen und römischen Antike wurden dem Mönchspfeffer lustmindernde Wirkungen zugeschrieben. Dies spiegelt sich in seinem wissenschaftlichen Namen Vitex agnus-castus L. (lat. agnus = Lamm, castus = keusch). Auch weitere seiner deutschen Namen weisen auf das Anaphrodisiakum hin: Keuschbaum und Keuschlamm. Hieronymus Bock hielt 1556 in seinem New Kreütter Buch fest: «Darumb dass diser Baum mit seinen schmalen Weidenbletter, … darzu die schwartze runde Körnlin, dem Pfeffer gleich, löschen vnd dilgen auß des fleisches brunst vnd begirde.» Im Altertum wurde die Pflanze als Heilmittel für vielerlei Erkrankungen verwendet. Später wurde der Mönchspfeffer volkstümlich zur Linderung leichter Beschwerden in den Tagen vor der Menstruation (prämenstruelles Syndrom, PMS) sowie zur Förderdung des Milchflusses eingesetzt. Eine Arzneipflanze für Frauen Heimisch ist der Mönchspfeffer im gesamten Mittelmeergebiet bis Westasien. Der immergrüne Baum mit seinen dichten ährenartigen Blütenständen kann gut sechs Meter hoch werden. Seine reifen Steinbeeren riechen aromatisch, salbeiartig und schmecken scharf und pfefferartig. Der Studienkreis «Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde» der Universität Würzburg hat den Mönchspfeffer zur Arzneipflanze des Jahres 2022 gekürt. Die Wirkstoffe des Mönchspfeffers regulieren und stabilisieren den weiblichen Hormonhaushalt. Insbesondere hemmen sie die Bildung von Prolaktin. Dieses Hormon wird vor allem in der Schwangerschaft ausgeschüttet, wo es für das Wachstum der Brustdrüse verantwortlich ist, sowie in der Stillzeit, während der es die Milchbildung anregt. Medizinisch stehen heute folgende Anwendungsgebiete im Vordergrund: – prämenstruelle Beschwerden einschliesslich Spannungsgefühl und Schmerzen in den Brüsten, – Menstruationsstörungen, – zu häufige, zu wenige oder ausbleibende Regelblutungen. Moderne Fertigarzneimittel enthalten Extrakte aus den Früchten des Mönchspfeffers. Die Arzneimittel sollten täglich über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten eingenommen werden.  Übrigens: Moderne Studien konnten die lusthemmende Wirkung von Mönchspfeffer nicht bestätigen. Im Gegenteil: In kleinen Mengen eingenommen, soll er gar die Lust steigern.
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