Phytotherapie

astrea Apothekenmagazin • 30. September 2025

Das Wissen um die Heilkräfte von Pflanzen

Das Wissen um die Heilkräfte von Pflanzen ist uralt und ihre Anwendungsgebiete sind zahlreich. Studien belegen die Wirkung vieler moderner Pflanzenheilmittel.


Die Pflanzenheilkunde dürfte so alt sein wie die Menschheit selbst. Die Pflanzenmedizin gehört in allen Kulturkreisen zu den ältesten Therapieformen. Entsprechend gross ist das Wissen um die Heilkräfte von Pflanzen, das über viele Generationen hinweg mündlich weitergegeben wurde.


Erste Aufzeichnungen finden sich vergleichsweise spät. So soll der Klassiker der chinesischen Arzneimedizin, das Shennong Bencaojing, neuesten Forschungen zufolge erst um 100 v. Chr. niedergeschrieben worden sein. Heilpflanzen sind auch ein wichtiger Pfeiler der Traditionellen Tibetischen Medizin (TTM) sowie der alten indischen Heilkunst und Gesundheitslehre Ayurveda.


In Europa erlangte das Werk «De materia medica» (Über Heilmittel) des griechischen Arzts Pedanios Dioskurides ähnliche Berühmtheit. Er war der bedeutendste Pharmakologe des Altertums. Sein im 1. Jahrhundert n. Chr. verfasstes Werk behielt über 1600 Jahre lang Gültigkeit.


Neuzeit


Im Gegensatz zur «traditionellen Pflanzenheilkunde», die auf rein empirischem und erfahrungsmedizinischem Wissen gründet, basiert die «rationale Phytotherapie» auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Diese Form der Pflanzenheilkunde nutzt die neuesten Herstellungsmethoden für die unterschiedlichsten Arzneimittelformen wie Tabletten, Sprays, Gele und Kapseln sowie die verfügbaren modernen analytischen, pharmakologischen und klinischen Methoden zur Bestimmung von Wirksamkeit, Qualität und Sicherheit.


Im Gegensatz zu synthetischen Arzneimitteln enthalten Pflanzenzubereitungen viele unterschiedliche Substanzen. Man spricht von Wirkstoffgemischen, die auf die unterschiedlichsten Rezeptoren Einfluss nehmen können. Dabei können sich die Wirkstoffe gegenseitig unterstützen – synergistisch sowie vielseitiger wirken.


Für viele Anwendungsgebiete gibt es zahlreiche Studien, die die Qualität der Zubereitungen und deren Wirksamkeit belegen (evidenzbasierte Medizin).


Im Jahr 1998 wurde die Schweizerische Medizinische Gesellschaft für Phytotherapie (SMGP) gegründet. Auf ihrer Website smgp-ssmp.ch findet sich eine Fülle von Informationen zum aktuellen Stand der Phytotherapie.


Anwendungsgebiete


Aus der Vielzahl der Anwendungsgebiete, in denen Phytotherapeutika zum Einsatz kommen, haben wir einige aus einem Interview mit Apotheker Guido Brun herausgegriffen und häufig verwendete Arzneipflanzen aufgeführt.


  • Mittel zur Steigerung der Abwehrkräfte: Roter Sonnenhut (Echinacea purpurea).
  • Erkrankungen der Atemwege: Extrakte aus Efeublättern, Thymian, Spitzwegerich oder Schlüsselblume als hustenreizstillende oder auswurffördernde Mittel. Pelargoniumwurzel bei akuter Bronchitis.
  • Erkrankungen von Haut und Schleimhäuten: Mittel zum Einreiben: Kamille und Zaubernuss (Hamamelis). Arnika und Malve bei Entzündungen. Johanniskrautöl, Ringelblumen- und Arnikablüten zur Wundheilung. Melisse bei Fieberbläschen.
  • Zur Steigerung der Energie, bei Stress und Überanstrengung: Ginseng (Panax ginseng), Ginkgo (Ginkgo biloba), Rosenwurz (Rhodiola rosea).
  • Rheumatische Erkrankungen, Schmerzsyndrome: Afrikanische Teufelskralle (Harpagophytum procumbens) bei Arthritis und Arthrose. Pfefferminzöl eignet sich als Einreibemittel bei Spannungskopfschmerzen.
  • Erkrankungen des Zentralnervensystems: Johanniskraut bei leichten/mittelschweren Depressionen. Ginkgo zur Förderung der Hirndurchblutung. Baldrian als schlafförderndes Mittel.


Anerkannte Phytotherapie


Die Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) ist eine der fünf vom Bundesamt für Gesundheit BAG anerkannten Methoden der Komplementärmedizin. Für viele moderne pflanzliche Heilmittel, die ärztlich verschrieben werden, übernimmt die Grundversicherung die Kosten.



Pflanzliche Heilmittel sind in den verschiedensten «Sparten» auf dem Markt erhältlich. Die bekanntesten sind Urtinkturen, Bachblüten, Gemmotherapie-Sprays, spagyrische, homöopathische und anthroposophische Heilmittel sowie moderne Phytotherapeutika.

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Einst als Mittel gegen die Fleischeslust eingesetzt, hat der Mönchspfeffer heute einen festen Platz in der Behandlung von Frauenleiden. In der griechischen und römischen Antike wurden dem Mönchspfeffer lustmindernde Wirkungen zugeschrieben. Dies spiegelt sich in seinem wissenschaftlichen Namen Vitex agnus-castus L. (lat. agnus = Lamm, castus = keusch). Auch weitere seiner deutschen Namen weisen auf das Anaphrodisiakum hin: Keuschbaum und Keuschlamm. Hieronymus Bock hielt 1556 in seinem New Kreütter Buch fest: «Darumb dass diser Baum mit seinen schmalen Weidenbletter, … darzu die schwartze runde Körnlin, dem Pfeffer gleich, löschen vnd dilgen auß des fleisches brunst vnd begirde.» Im Altertum wurde die Pflanze als Heilmittel für vielerlei Erkrankungen verwendet. Später wurde der Mönchspfeffer volkstümlich zur Linderung leichter Beschwerden in den Tagen vor der Menstruation (prämenstruelles Syndrom, PMS) sowie zur Förderdung des Milchflusses eingesetzt. Eine Arzneipflanze für Frauen Heimisch ist der Mönchspfeffer im gesamten Mittelmeergebiet bis Westasien. Der immergrüne Baum mit seinen dichten ährenartigen Blütenständen kann gut sechs Meter hoch werden. Seine reifen Steinbeeren riechen aromatisch, salbeiartig und schmecken scharf und pfefferartig. Der Studienkreis «Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde» der Universität Würzburg hat den Mönchspfeffer zur Arzneipflanze des Jahres 2022 gekürt. Die Wirkstoffe des Mönchspfeffers regulieren und stabilisieren den weiblichen Hormonhaushalt. Insbesondere hemmen sie die Bildung von Prolaktin. Dieses Hormon wird vor allem in der Schwangerschaft ausgeschüttet, wo es für das Wachstum der Brustdrüse verantwortlich ist, sowie in der Stillzeit, während der es die Milchbildung anregt. Medizinisch stehen heute folgende Anwendungsgebiete im Vordergrund: – prämenstruelle Beschwerden einschliesslich Spannungsgefühl und Schmerzen in den Brüsten, – Menstruationsstörungen, – zu häufige, zu wenige oder ausbleibende Regelblutungen. Moderne Fertigarzneimittel enthalten Extrakte aus den Früchten des Mönchspfeffers. Die Arzneimittel sollten täglich über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten eingenommen werden.  Übrigens: Moderne Studien konnten die lusthemmende Wirkung von Mönchspfeffer nicht bestätigen. Im Gegenteil: In kleinen Mengen eingenommen, soll er gar die Lust steigern.
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